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Montag 30 Januar 2012

Rostocker Müll

Ein Nachtrag - Leserbrief an die OZ vom 17.1.:

Die Rostocker Müllgebühren enthalten einen pauschalen Betrag für die kostenlose Abfuhr von Sperrmüll sowie von Elektro- und Elektronikschrott. Das mag der eine oder andere als ungerecht empfinden, weil er nur wenig oder keinen Abfall dieser Art erzeugt. Aber jede andere Lösung würde zur hemmungslosen Vermüllung der Stadt und der Natur führen.

Unlängst wollte ich eine alte Wäscheschleuder und eine alte Waschmaschine abholen lassen. Geht nicht, beschied mir die Stadtentsorgung, von den Elektrogeräten werden nur noch Kühlschränke abgeholt...

Das ist merkwürdig. Die Rohstoffpreise für Buntmetalle steigen und steigen, die Buntmetalldiebe werden immer dreister, die private Abfallwirtschaft recycelt immer konsequenter, sofern ihr die Materialien zugänglich sind – nur in Rostock scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Keine Abfuhr. Wenn aber doch, dann ab in den Ofen! Die Wertschöpfung wäre zwar beim Recyceln wesentlich größer als beim Verbrennen, der Energiegewinn ebenfalls, demzufolge auch die Steuereinnahmen, die Anzahl der Arbeitsplätze ohnehin – aber was schert das die „Hansestadt“ Rostock?

Es wird höchste Zeit, dass ein neuer Oberbürgermeister auch beim Müll kräftig auskehrt!"

Berlin kann's, Rostock nicht: Kreislaufwirtschaft als Motor der Green Economy

Liebe Mitglieder, Einwender, Mitstreiter, Freunde und Sympathisanten, sehr geehrte Damen und Herren Journalisten,

folgenden Leserbrief habe ich am 24. 01.2012 an die OZ geschickt und auch auf Thingamablog hochgeladen. Die OZ hat den Text gedruckt, auf der Webseite www.rural-mv.de/mva-blog war er leider nicht angekommen. Hier der zweite Versuch:

Berlin kann's, Rostock nicht: Kreislaufwirtschaft als Motor der Green Economy

Die Kreislaufwirtschaft in Berlin wandelt sich immer mehr vom Entsorger zum Rohstofflieferanten. Ursachen sind knapper werdende Rohstoffe, weiter steigende Preise und ökologische Herausforderungen. Dies ist ein Ergebnis einer Analyse zu den wirtschaftlichen und technologischen Potenzialen der Branche, die die IHK Berlin unlängst vorgelegt hat.

Schon heute ersetzt die Kreislaufwirtschaft pro Jahr Rohstoffimporte nach Deutschland im Wert von 8,4 Milliarden Euro. Nicht ohne Grund zählt sie deshalb zu den zukunftsweisenden und rasant wachsenden Leitmärkten der Green Economy.

Die IHK-Studie betont die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Gesamtwirtschaft: Die in Berlin ansässigen Unternehmen sind mit einer Bruttowertschöpfung von mehr als 2,7 Milliarden Euro jährlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schon heute sind mehr als 400 Unternehmen in Berlin aktiv und beschäftigen mehr als 8.500 Mitarbeiter im größten zusammenhängenden Entsorgungsraum Deutschlands. Als Arbeitgeber haben die Firmen in Berlin inzwischen die gleiche Bedeutung wie Unternehmen der Energieversorgung oder die Pharmaindustrie. Im Vergleich der Großstädte hält die Kreislaufwirtschaft in Berlin den höchsten Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl. Eine große Bedeutung für den wachsenden und lukrativen Markt hat auch die günstige Lage zu Osteuropa.

Die Berliner IHK betont: „Eine starke ... Kreislaufwirtschaft ist der Motor für die weitere Entwicklung der Green Economy“.

Berlin demonstriert es, Rostock trotz Überseehafen und damit günstigerer Lage zu Osteuropa und Skandinavien aber verbrennt (vernichtet) bestenfalls (mit erheblicher Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdungen).

Wird es der neu zu wählende Rostocker Oberbürgermeister besser richten wollen und können? Das wäre für Rostock und seine Bürger in jeder Hinsicht gesünder als die leicht aberwitzig anmutenden Pläne für den Stadthafen (OZ vom 21./22.1.2012).

Die vollständige Potenzialanalyse "Die Berliner Kreislaufwirtschaft" ist nachlesbar unter http://www.ihk-berlin.de/linkableblob/1702148/.2./data/Berliner-Kreislaufwirtschaft-data.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Rostocker Initiative für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V., Dr. Günter Hering, Vorstandsmitglied

Rostock und Europa

Liebe Mitglieder, Einwender, Mitstreiter, Freunde und Sympathisanten, sehr geehrte Damen und Herren Journalisten,

in dieser (dritten) Presse- und Mitgliedermitteilung gehen für auf die europäische Dimenstion der noch ungenutzten Potentiale beim Abfallrecycling ein. Rostock hätte vom Standort her, der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Infrastruktur große Möglichkeiten, nutzt sie bislang aber kaum. Dabei bedeutet Wirtschaftsaufschwung immer auch Schuldenabbau. Wird sich der neue OB hier positionieren wollen?

Unsere Argumente lauten:

Rostock und Europa - Abfallbewirtschaftung aus europäischer Sicht – verschenkt Rostock seine Potentiale?

Mit der vollständigen Umsetzung der EU-Abfallgesetzgebung würden laut einer am 13.Januar 2012 von der Europäischen Kommission veröffentlichten Studie bis 2020 72 Mrd. EUR im Jahr eingespart, der Jahresumsatz der EU-Abfallbewirtschaftungs- und Recyclingindustrie um 42 Mrd. EUR erhöht und über 400 000 Jobs geschaffen.

Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte: „Wir müssen Abfall als Ressource sehen – wenn wir diese Ressource im Boden vergraben, ist das mehr als kurzsichtig... Abfallbewirtschaftung und –recycling [können] einen großen Beitrag zum Wirtschaftswachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen leisten... Wenn die bestehenden Rechtsvorschriften richtig umgesetzt werden würden, könnten wir teuere Reinigungsaktionen, Umweltverschmutzung und Gesundheitsprobleme vermeiden.

Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass recycelte Materialen günstiger als Neurohstoffe sind – und dass durch ihre Nutzung weniger Treibhausgase ausgestoßen und wir weniger abhängig von Importen werden.“

Die Abfallbewirtschaftungs- und Recyclingindustrie in der EU bietet wirtschaftliche Chancen mit einem riesigen Expansionspotenzial.

Im Jahr 2008 machte der Umsatz des Sektors mit 145 Mrd. EUR rund 1 % des BIP der EU aus und beschäftigte zwei Millionen Menschen. Durch die Einhaltung der EU-Rechtsvorschriften würde ein Sektor mit 2,4 Mio. Jobs und einem jährlichen Gesamtumsatz von 187 Mrd. EUR entstehen.

Die EU-Wirtschaft verwendet jährlich 16 Tonnen Material pro Person, davon werden sechs Tonnen zu Abfall.

Wenn die Wirtschaft diese Potentiale erkennt – und das wird angesichts der Rohstoffknappheit und der dramatisch steigenden Preise recht schnell geschehen -, dann gibt es angesichts der begrenzten Abfallmengen ein Windhundrennen. Rostock liegt am Meer und wird dennoch zusehen müssen, wie andernorts Arbeitsplätze entstehen, Steuern fließen, Umwelt geschont wird. Denn Rostock bewegt sich nicht in Sachen Recycling! Wird der neue Oberbürgermeister hier Akzente setzen wollen?!

Quellen: www.umweltruf.de, http://ec.europa.eu/environment/waste/index.htm, http://www.eea.europa.eu/soer/synthesis/synthesis/chapter4.xhtml, http://ec.europa.eu/environment/waste/strategy.htm

Mit freundlichen Grüßen

Rostocker Initiative für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V., Dr. Günter Hering, Vorstandsmitglied