Metall: 100 Millionen Franken im Kehricht

Aus den Rückständen der Kehrichtverbrennung, der Schlacke, werden mit immer raffinierteren Methoden Metalle herausgeholt

In Sachen Recycling ist die Schweiz an der Weltspitze. Trotzdem landen zwei Drittel der Metall-Abfälle im Hauskehricht - von der Alufolie über die Gürtelschnalle bis zum Kugelschreiber. Es sind kleine Artikel, aber so zahlreich, dass sie einen Altmetall-Wert von 100 Millionen Franken pro Jahr erreichen.

«Die Rückstände der Schweizer Kehrichtverbrennungen enthalten Kupfer, Aluminium und Messing im Wert von total 80 Millionen Franken, dazu Eisen und Gold im Wert von je 10 Millionen», sagt Rainer Bunge, Professor an der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR). Dieses Geld wollen sich Betreiber von Kehrichtverbrennungs-Anlagen und Deponien nicht entgehen lassen: Aus den Rückständen der Kehrichtverbrennung, der Schlacke, werden mit immer raffinierteren Methoden Metalle herausgeholt. Bei diesem «Urban Mining» wird die Schlacke zum Rohstofflager.

Zu den Vorreitern bei der Metall-Rückgewinnung gehört die Kehrichtverbrennungs-Anlage (KVA) Linthgebiet in Niederurnen (GL). Seit 2011 ist dort ein sogenannter Senor-Sortierer im Einsatz: Die Brocken der KVA-Schlacke werden auf einem Förderband transportiert und dabei durch Metalldetektoren überprüft. Tauchen Metallstücke auf, werden diese durch Durckluftdüsen in einen separaten Behälter geschossen und so von den anderen Rückständen getrennt.

Neues Leben für Kugelschreiber-Clip
Mit dem Sensor-Sortierer lassen sich auch kleine und verklebte Teile verschiedener Metalle aussortieren. Technisch weniger weit, aber weiter verbreitet sind Anlagen, die mit Magnetfeldern funktionieren. «Egal, wo Sie in der Schweiz ihren Kugelschreiber in den Abfall werfen: Der Metall-Clip kommt wieder zum Vorschein, wird aus der Schlacke herausgewonnen und rezykliert», sagt Rainer Bunge vom Rapperswiler Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik (UMTEC).

Metallsammlung macht Sinn
Auch wenn sich Metalle aus der KVA-Schlacke herausholen lassen: Die separate Metallsammlung ist aus Sicht von Fachleuten sinnvoll. Rico Bertini, Gesamtleiter der KVA Linthgebiet: «Metalle brennen nicht, also gehören sie auch nicht in die Verbrennung. Es wäre ein völliger Blödsinn, sauberes Metall in den Abfall zu werfen.» Rainer Bunge weist darauf hin, dass dünne Metallstücke - zum Beispiel Dosen - durch die Hitze in der KVA verloren gehen würden.

erschienen am: 2012-09-18 im europaticker. Hervorhebung von uns.

Warum einfach, wenn es auch umständlich geht? Mit unnötigem Energieaufwand (im Müllofen, im Sortierer und bei der dann aufwendigeren metallurgischen Wiederaufbereitung) die Metalle rückgewinnen, statt gleich im Kreislaufprozess zu belassen!

Und was für ein Widerspruch: Der Metall-Clip des Kugelschreibers kann angeblich auf dem Weg über den Müllofen recycelt werden, Blechdosen aber nicht, weil sie durch die Hitze in der KVA verloren gehen?!