Gesundheitsland Nummer Eins?

Nach der Geschichte mit der zurückgenommenen rechtswidrig hohen "Strafgebühr" von ca. 24.000 € gegen die Widersprecher des Baus der Müllverbrennungsanlage beweist der Chef des Leiters des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur (StAUN), Herr Meier ein weiteres Mal, dass er Schwierigkeiten mit der Demokratie hat. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen echter Bevölkerungsbeteiligung und seinem "die Öffentlichkeit war jederzeit informiert".

Eine Bevölkerungsbeteiligung hat nach der Genehmigung einer Anlage zur thermischen Abfallbehandlung (also keiner Müllverbrennungsanlage - oder wie es bei STAUN und Vattenfall heisst: Sekundärbrennstoff-Heizkraftwerk) im Jahre 2000 nicht mehr stattgefunden. Vielmehr wurde die Genehmigung durch das STAUN auf eine völlig andere Anlage zur Müllverbrennung mit erhöhter Kapazität und verkürztem Schornstein übertragen. Das STAUN hat dabei den Vattenfall-Anträgen auf Ausschluß der Öffentlichkeit, einem vorzeitigen Baubeginn ohne Baugenehmigung usw. zugestimmt.

Die Bedenken der Anwohner auf mehreren Bürgerversammlungen wurden kleingeredet: es gab Falschdarstellungen zum Wirkungsgrad (der aus physikalischen Gründen niedriger sein muss als der eines Kohlekraftwerks) und es wurde versichert (aber nicht genehmigungstechnisch abgesichert), dass ausschließlich mecklenburg-vorpommerscher Müll verbrannt würde usw.

Die gravierendste Falschdarstellung, wieder von Herrn Meier vorgetragen, ist das angeblich hohe technische Niveau dieser Anlage mit einem Einfachfilter, die nur "irrelevante" Emissionen hervorbringen würde, wobei der Feinstaub kleiner 10 Mikrometer - genau den Teilchengrößen, vor denen das UMWELTBUNDESAMT soeben deutlich gewarnt hat, vernachlässigt wurde.

Diese kleinen Teilchen sind von besonderer medizinischer Relevanz, gerade weil sie so klein sind, dass sie in die Zellen eindringen können. Entscheidend für die Toxizität ist ihre Anzahl - nicht die Masse. So hat das StAUN genehmigt, dass z.B. 100-Nanometer-Teilchen ungefiltert in unsere Luft geleitet werden. 1 Tonne davon im Jahr entspricht aber der gleichen Anzahl wie 1 Million Tonnen der "kontrollierten" 10-Mikrometer-Teilchen.

Wie konnte die Genehmigung einer solch veralteteten Technik nur im "Gesundheitsland Nummer Eins" passieren?

schreibt Jan Gimsa aus Rostock

Bezug: OZ-Artikel „Müllofen wird hochgefahren“ vom 21.10.2009

Quelle/Autor: OZ vom 26.10.2009. Am 29.10. schon 63 mal aufgerufen.