Müllverbrennung im Wohn- und Feriengebiet?

Andere Städte richten Umweltzonen ein, um die Gesundheitsgefahren durch Feinstäube zu senken und verbieten Dieselfahrzeuge, die nicht auf dem neuesten Stand der Filtertechnik sind. Rostock hingegen genehmigt eine Müllverbrennungsanlage in 6km Luftlinie vom Stadtzentrum, 5-6km Luftlinie vom Ostseestrand von Warnemünde und Hohe Düne und in 3-4km Entfernung von großen Wohngebieten wie Dierkow und Toitenwinkel.

Welcher Gartenbesitzer setzt sich den Komposthaufen auf die Terrasse? Wer stellt seinen Mülleimer ins Wohnzimmer? Diese Müllverbrennungsanlage soll mit Filtern betrieben werden, die längst nicht dem neuesten Stand entsprechen, wobei Feinstäube sowieso nur sehr begrenzt herauszufiltern sind.

Nicht weniger schlimm ist, dass diese Anlage ein Vielfaches der Kapazität dessen hat, was in Rostock als Müll anfällt. Das heißt, er wird herangekarrt werden, in stinkenden und Feinstaub-emittierenden Diesel-LKWs, die selbst leer auf der Rückfahrt noch die Luft belasten.

Welchen Eindruck macht das auf erholungssuchende Touristen und Kurgäste, die die Ostseeküste (noch) wegen ihrer sauberen Luft schätzen? Hätte ich die Wahl, dort Urlaub zu machen oder an einem anderen, weniger belasteten Ort, wüsste ich, wo ich nicht hinfahre. Leider gehöre ich nicht zu den Touristen, sondern zu den Anwohnern, die nicht gefragt wurden, ob sie vernünftige Argumente gegen eine solche Anlage vorzuweisen haben.

Zur Zeit gültige Grenzwerte mögen nicht überschritten werden, aber diese Grenzwerte sind alt, beruhen auf Unkenntnis der tatsächlichen Gesundheitsgefahren und werden sich bald ändern, da neuere Studien immer mehr belegen, wie gefährlich Feinstäube sind. Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein sollten die Entscheidungen der Lokalpolitiker und Ämter lenken, nicht ein bloßes Berücksichtigen von veralteten Verordnungen und Grenzwerttabellen.

Dr. Ulrike Gimsa

Quelle/Autor: OZ online vom 2.6., leserbrief von Dr. Ulrike Gimsa, Rostock