Mit geballter Faust

Matrosendenkmal und Müllverbrennung

Der geplante Abriß des Matrosendenkmals erscheint wie ein weiterer Versuch, die DDR-Vergangenheit im Stadtbild auszumerzen, dabei steht das Denkmal nun beileibe nicht für die Verherrlichung von stalinistischen Lagern sondern erinnert an einen Matrosenaufstand weit vor DDR-Zeiten. Über die Schönheit von Denkmälern lässt sich sicher streiten, aber die wenigsten der Auge und Seele beleidigenden werden tatsächlich abgerissen, sondern immer auch als Kunst begriffen! Vernünftigerweise setzt sich jetzt die Arbeitsgruppe „Hanseatische Stadtbilderneuerung“ dafür ein, das Denkmal nicht abzuschaffen sondern umzusetzen. Ungeklärte Probleme bleiben dabei - wohin umsetzen und in welche Richtung soll die geballte Faust zeigen? Meiner Meinung nach passt das Denkmal am besten an die jetzige Stelle- unweit der ehemaligen Neptunwerft und eher nicht zu Obst und Gemüse auf den Neuen Markt. Was die Ausrichtung der geballten Faust angeht, die sollte unbedingt beibehalten werden. Sie weist mit Recht in Richtung der Baustelle der Müllverbrennungsanlage (MVA) im Überseehafen, die im Oktober in Betrieb gehen soll - mit Billigung des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur (man lasse sich den Namen auf der Zunge zergehen!), ohne Wissen der meisten Rostocker Bürger und gegen den Widerstand der wenigen informierten Bürger. Bei soviel Dreistigkeit und mangelnder Weitsicht muss man einfach die Faust ballen - auch als Rostocker Bürger. MV tut gut? MVA tut nicht gut! Giftstoffe und Feinststäube werden unserer Gesundheit schaden, wie stark, vermag noch keiner zu sagen. Müllimporte werden unsere Strassen verstopfen und verstänkern. Binnen kürzester Zeit wird Rostock seinen Status als beliebte Urlaubsregion an konkurrierende Gebiete an der Ostseeküste im In- und Ausland gründlich verlieren. Und das bedeutet mit Sicherheit weniger Arbeitsplätze hier. Sind das nicht genügend Gründe, die Faust zu ballen?

Dr. Ulrike Gimsa, Rostocker Blitz 6.4.08