Platz 13

Tourismusstudie: Wußten die Autoren von der Müllverbrennungsanlage?

Am 13. März 2008 berichteten die Norddeutschen Neuesten Nachrichten, „Warnemünde gehört zur Spitzengruppe deutscher Seebäder... Die Mitarbeiter untersuchten 158 Heilbäder und Kurorte in acht deutschen Bundesländern. Sie prüften natürliche Bedingungen für Gesundheitsreisende, Erholungs- und Wohlfurlauber. In der Gesamtauswertung liegt Warnemünde auf Platz 13“.

Naja, wenn die Prüfer nur die natürlichen Bedingungen werteten, dann brauchten sie weder das Steinkohlekraftwerk noch die Luftbelastungen durch den Schiffsverkehr, geschweige denn die kommende Müllverbrennung zu berücksichtigen. Ist ja alles nicht natürlich, sondern menschgemacht technisch.

Herr Heimlich stellte uns seinen auf der SVZ-online-Seite eingestellten Kommentar zu obiger Meldung für eine Veröffentlichung auch an dieser Stelle zur Verfügung (Hervorhebungen vom Autor gebilligt):


Platz 13

Platz 13 VOR der Inbetriebnahme der Abfallverbrennungsanlage im Überseehafen (230 t/Jahr, davon mindestens 1/3 Importe)! Vor mir liegt gerade ein Artikel aus dem Deutschen Ärzteblatt (Jg. 104, Heft 39, 28.9.2007). Eine Langzeitstudie aus den USA an 65.893 Frauen, die Feinstaubbelastungen zwischen 3,4 - 38,3 µg/m³ Luft ausgesetzt waren, ergab: "Jeder Anstieg der Feinstaubbelastung um 10 µg/m³ führt zu einem Anstieg eines kardiovaskulären Ereignisses um 24 % und bis zu einem Anstieg des um 76 % bezöglich eines tödlichen Ausgangs".

Kannte die ETI die Feinstaubbelastungen durch das Kohlekraftwerk und die Schiffahrt und wußte sie vom Bau der Abfallverbrennungsanlage, als sie die "natürlichen Bedingungen für Gesundheitsreisende, Erholungs- und Wohlfühlurlauber" prüfte? Mehr Grün und mehr Gestaltung des Ortskernes können das Negativimage einer Müllverbrennung auf Dauer nicht kompensieren. Viele Touristiker stecken jetzt noch den Kopf in den Sand. Wenn sich in wenigen Jahren die Folgen einstellen, kann ihnen keiner mehr helfen.

Anmerkung: Man beachte die Höhe der Feinstaubkonzentrationen, denen die Probanden der Langzeitstudie ausgesetzt waren! Sie liegen mit 3,4 – 38,3 µg/m³ Luft weit unter dem EU-Grenzwert von 50 µg/m³ und bewegen sich damit in Bereichen, die durchaus auch für Rostock und Warnemünde typisch sind. VOR der Inbetriebnahme der Müllverbrennungsanlage.

Rostocker Initiative für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und gegen Müllverbrennung e.V.